Prüfungsbeste Kauffrau aus Goslar
Marie Klotz: Nach zwei abgebrochenen Studiengängen folgt eine abgeschlossene Ausbildung mit der Note 1,2
von Alessa Otte, Goslarsche Zeitung vom 22. November 2022
Goslar/Oker. Marie Klotz hat ihre wahre Berufung erst im dritten Anlauf gefunden. Ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement hat sie mit 97 Prozent bei der Handelskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade abgeschlossen.
Mit der Jungen Szene hat sie darüber geredet, dass es gar nicht schlimm ist, Dinge auszuprobieren und zu merken, dass es nicht das Richtige für einen ist. Klotz erzählt, wie sie auf ihren heutigen Job aufmerksam geworden ist und ob man sein Privatleben hintenanstellen muss, um so einen guten Abschluss zu machen.
Ausbildung auf Umwegen
Bevor die 24-Jährige sich dazu entschieden hat, bei P2 Kältesysteme in Goslar eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement zu
machen, hat sie zwei Studiengänge abgebrochen. Nach ihrem Abitur ging es für die gebürtige Halberstädterin nach Hannover, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Nachdem Klotz merkte, dass ihr Gerechtigkeitsempfinden in vielen Punkten nicht mit ihrem Studium übereinstimmt, hat sie sich dazu entschlossen Anglistik und Germanistik zu studieren - für ihren Geschmack jedoch viel zu theoretisch.
Nach diesen beiden „Fehlentscheidungen“ wurde ihr klar, dass sie Praxisnähe braucht: „Also entschied ich mich erst mal eine Ausbildung zu machen, um etwas in der Hand zu haben. Anfangs war ich mir auch noch nicht sicher, was für eine Ausbildung ich machen möchte, beziehungsweise welchen Beruf ich lernen möchte. Sicher war ich mir, dass ich etwas Kaufmännisches machen möchte, womit ich später auch Aufstiegsmöglichkeiten habe“, so Klotz. Auf die Ausbildung bei P2 Kältesysteme ist die ehemalige Auszubildende durch Online-Jobportale und die Arbeitsagentur aufmerksam geworden. Direkt nach dem Vorstellungsgespräch sei ihr aufgefallen, dass an die Bewerber andere Anforderungen gestellt werden als ein gutes Zeugnis und einen langen Lebenslauf: „Es ging in meinem Vorstellungsgespräch gar nicht primär um meine sehr guten Leistungen im Abitur und weshalb ich mein Studium zweimal abgebrochen habe, sondern vor allem darum, was ich in Zukunft persönlich und eben auch beruflich erreichen möchte. Das hat mir gut gefallen, denn die vorherigen Gespräche liefen ganz anders ab. Die am häufigsten gestellte Frage war, warum ich denn mit einem so guten Abitur „nur“ eine Ausbildung machen möchte - das ist für mich vollkommen unverständlich und eine absolut falsche Denkweise“, erzählt die 24-Jährige. Besonders gut gefällt Marie Klotz die Gleichberechtigung in dem Unternehmen. Ein Satz, der bei der gebürtigen Halberstädterin seit dem Vorstellungsgespräch im Gedächtnis geblieben ist, stamme von dem Geschäftsführer Reinhard Prause: „Wir machen keinen Unterschied zwischen Auszubildenden und ausgelernten Mitarbeitern, denn wir machen alle die gleiche Arbeit.“
Herausragende Leistung
Dass Marie Klotz den passenden Ausbildungsberuf für sich gefunden hat, spiegelt auch ihre herausragende Abschlussnote wieder - mit der Note 1,2 wurde Klotz die prüfungsbeste Kauffrau für Büromanagement im Kammerbezirk Lüneburg-Braunschweig-Stade.
Marie Klotz erzählt, dass sie nicht viel private Zeit ins Lernen fiir die Abschlussprüfung stecken musste, da sie noch nie viel lernen musste, um sich Inhalte gut merken und verstehen zu können. Einen Tipp hat sie jedoch trotzdem für alle, die ihre Priifung noch vor sich haben: „Um also für die Abschlussprüfung
gut vorbereitet zu sein, empfehle ich eigentlich kontinuierliches Lernen für die Klassenarbeiten in der Schule, denn die sind schon eine gute Vorbereitung.“
Zukunft ohne Druck
Marie Klotz kann sich sehr gut vorstellen, weiterhin bei ihrem Ausbildungsbetrieb zu arbeiten. Aber möchte auch nicht ausschließen, sich weiter auszuprobieren. Weiterbildungen zur Fachwirtin oder Betriebswirtin sind unter anderem mit ihrem Abschluss möglich. Aber auch wenn es bei den ersten beiden Malen nicht so gut geklappt hat, wie es sich Marie Klotz zu beginn vielleicht vorgestellt hat, überlegt die 24-Jährige, dem Studieren noch mal eine Chance zu geben. Und zwar ganz ohne Druck, sich eine Grundlage für ihr späteres Leben schaffen zu müssen - diesen Grundstein hat sie bereits gelegt. Sie sagt: „Man ist eigentlich nie zu alt, noch einmal etwas Neues anzufangen. Ich bin der Meinung, dass, wenn wir unser Leben lang arbeiten müssen, wir auch etwas machen sollten, was uns wirklich Spaß macht und bestenfalls sogar erfüllt. Ansonsten verliert man sehr schnell den Spaß und die Motivation, und das ist meiner Meinung nach keine Arbeit der Welt wert."